Gemeinden und Gemeindeverbände in Niedersachsen konnten 2024 nur knapp 90% ihrer Auszahlungen durch Einzahlungen decken
Landesamt für Statistik Niedersachsen, Pressemitteilung Nr. 095 vom 24.10.2025
- Deckungsgrad kommunaler Ausgaben in Niedersachsen das zweite Jahr in Folge deutlich unter 100%
- In nahezu allen deutschen Flächenländern konnten die Kommunen 2024 ihre Auszahlungen nicht durch Einzahlungen decken
- Mehr als 4 von 5 Kreisen und kreisfreien Städten in Deutschland hatten 2024 einen Deckungsgrad von unter 100%
HANNOVER. Die Gemeinden und Gemeindeverbände Niedersachsens zusammengenommen konnten 2024 nur 89,5% ihrer Auszahlungen durch Einzahlungen decken, in absoluten Zahlen entsprach das einer Unterdeckung in Höhe von 3,9 Mrd. Euro.
Wie das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) mitteilt, lag der sogenannte Deckungsgrad somit das zweite Jahr in Folge deutlich unter 100%. Im Jahr 2018 hatte er noch bei 101,5% gelegen, d. h. auf kommunaler Ebene haben die Einzahlungen damals die Auszahlungen übertroffen. Bundesweit lag der Deckungsgrad 2024 der Gemeinden und Gemeindeverbände aller Flächenländer mit 93,3% über dem Wert von Niedersachsen. Die zeitliche Entwicklung verlief jeweils ähnlich, in Niedersachsen war jedoch bereits 2020 und 2021 der Deckungsgrad zwischenzeitig unter 100% gesunken.
In 12 der 13 Flächenländer konnten die Gemeinden und Gemeindeverbände in Summe ihre Auszahlungen nicht decken
Im Vergleich der Flächenländer zeigt sich, dass 2024 lediglich die kommunale Ebene in Thüringen einen Deckungsgrad von über 100% (101,0%) im Vergleich zu 2018 halten konnte. Bei den Gemeinden und Gemeindeverbänden der anderen Flächenländer ist diese Größe unter 100% gefallen. Mit 89,5% wies die kommunale Ebene in Niedersachsen im Bundesvergleich den geringsten Deckungsgrad auf.
Mehr als vier von fünf Kreisen und kreisfreien Städten der Flächenländer Deutschlands hatten 2024 einen Deckungsgrad von unter 100%
Die Betrachtung der einzelnen kreisfreien Städte und Kreise (einschließlich kreisangehöriger Gemeinden) der deutschen Flächenländer zeigt, dass 2024 mehr als vier Fünftel ihre Auszahlungen nicht durch Einzahlungen decken konnten. Sie wiesen damit einen Deckungsgrad unter 100% auf. 2018 war es umgekehrt, damals hatten 84% einen Deckungsgrad von über 100%.
In Niedersachsen konnten im Jahr 2024 nur die Kommunen in den Landkreisen Ammerland mit 103,1% und der Grafschaft Bentheim mit 103,8% ihre Auszahlungen decken.
Methodische Hinweise:
Die berechneten Deckungsgrade beruhen auf den Ergebnissen der Statistik der kommunalen Rechnungsergebnisse (2018-2023) und der kommunalen Kassenstatistik (2024). Die Ergebnisse stehen in der Regionaldatenbank Deutschland (Tabellen 71717) kostenfrei zur Verfügung (https://www.regionalstatistik.de/genesis/online?operation=statistic&code=71717#abreadcrumb).
Da sich die Angaben nur auf die Flächenländer Deutschlands beziehen, sind die Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen aus der vorliegenden Auswertung ausgenommen. Die Ergebnisse der vierteljährlichen Kassenstatistik 2024 bilden dabei den aktuellen Rand und sind als vorläufig anzusehen. Sie werden im Rahmen einer jährlichen Aktualisierung durch die Ergebnisse der Jahresrechnungsstatistik ersetzt.
Soweit in den Flächenländern vorhanden, umfasst die kommunale Ebene kreisangehörige Städte und Gemeinden, Verbands- und Samtgemeinden, kreisfreie Städte, Kreis- und Amtsverwaltungen sowie Bezirksverbände, Landschaftsverbände, Regionalverbände und dergleichen.
Der Deckungsgrad wird in % ausgewiesen und als Quotient der Ein- und Auszahlungen berechnet. Dabei werden Zahlungsvorgänge der laufenden Verwaltungs- und der Investitionstätigkeit berücksichtigt. Um Doppelzählungen zu vermeiden, werden die Ein- und Auszahlungen bei der Darstellung aggregierter Ergebnisse um den zwischengemeindlichen Zahlungsverkehr bereinigt. Zahlungsvorgänge der Finanzierungstätigkeit wie z.B. Kreditaufnahmen und -tilgungen oder Entnahmen aus Rücklagen werden ebenfalls nicht berücksichtigt.
Je niedriger der Deckungsgrad ist, desto weniger tragen die aktuell aus Steuern und anderen Quellen generierten Einzahlungen zur Finanzierung des Haushalts bei. Er gibt außerdem an, wie hoch der Anteil an der Haushaltssumme ist, der durch Kreditaufnahmen oder Entnahmen aus Rücklagen finanziert werden muss. Ein geringer Deckungsgrad kann somit auch auf hohe einmalige Investitionsauszahlungen (z.B. Baumaßnahmen) zurückzuführen sein, die überwiegend durch Kredite finanziert wurden. Daher wird ein eher langfristig anhaltendes Defizit auf fiskalische Probleme hindeuten.
Öffentliche Aufgaben können aus den Kernhaushalten in Einheiten mit eigenem Rechnungswesen ausgelagert werden. Da das Ausmaß dieser Ausgliederung regional unterschiedlich ausgeprägt ist, ist die räumliche und zeitliche Vergleichbarkeit der Ergebnisse eingeschränkt.
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