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Lebenserwartung der Bevölkerung in Niedersachsen

Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN)


Piktogramm: Eine Figur klettert eine Leiter hinauf, daneben steht 70, 80 und 90 Jahre. Bildrechte: LSN

Die Lebenserwartung der Bevölkerung in Niedersachsen wird anhand einer sogenannten Sterbetafel dargestellt. Die Sterbetafel ist ein demografisches Modell, das die zusammenfassende Beurteilung der Sterblichkeitsverhältnisse einer Bevölkerung unabhängig von ihrer Größe und Altersstruktur ermöglicht. Sie zeigt in einer nach Geschlecht getrennten Tabelle, wie viele Personen eines Ausgangsbestandes gemäß der errechneten Sterbewahrscheinlichkeiten in den einzelnen Altersjahren überleben oder sterben werden. Darüber hinaus gibt die Sterbetafel Auskunft über die geschlechtsspezifische durchschnittliche Lebenserwartung in den einzelnen Altersjahren.

Welche Daten werden für die Erstellung der Sterbetafel in Niedersachsen erhoben und aus welchen Quellen stammen sie?

Für die Berechnung werden bereits erhobene Statistiken verarbeitet. Basis sind die Daten der Bevölkerungsfortschreibung (oder gegebenenfalls die Bevölkerungsdaten eines Zensus) und die Daten der Statistik der Sterbefälle.

Die Sterbetafeln werden jeweils im Herbst eines Jahres veröffentlicht. Die Darstellung umfasst den mit dem Vorjahr abgeschlossenen Dreijahreszeitraum.

Wie wird die Sterbetafel erstellt?

Basierend auf der Fortschreibung des Bevölkerungsstandes und der Statistik der Sterbefälle lassen sich altersspezifische Sterbewahrscheinlichkeiten ermitteln. Diese werden auf einem (hypothetischen) Geburtsjahrgang von 100.000 Neugeborenen übertragen. Anschließend lässt sich das Überleben dieses hypothetischen Geburtsjahrgangs durch das Modell der Sterbetafel von Altersjahr zu Altersjahr modellieren (Sterbetafelbevölkerung). Hierfür werden folgende Sterbetafelparameter berechnet:

  • qx altersspezifische Sterbewahrscheinlichkeiten
  • px altersspezifische Überlebenswahrscheinlichkeiten
  • lx Überlebende im Alter x (Sterbetafelbevölkerung, l0= 100 000)
  • dx Gestorbene der Sterbetafelbevölkerung im Alter x bis x+1
  • Lx von den Überlebenden im Alter x bis zum Alter x+1 durchlebten Jahre
  • Tx von den Überlebenden im Alter x insgesamt noch zu durchlebende Jahre
  • ex Lebenserwartung im Alter x (e0 entspricht der Lebenserwartung bei Geburt)

Es gibt zwei grundsätzliche Herangehensweisen, eine Sterbetafel aufzustellen:

Bei einer Längsschnittbetrachtung (Kohortensterbetafel) werden alle Personen eines Geburtsjahrgangs (Kohorte) von der Geburt bis zum Tod betrachtet, so dass prinzipiell bekannt ist, wie viele Personen in jedem Jahr leben. Eine solche Längsschnitt- bzw. Kohortensterbetafel zeigt damit den spezifischen Sterblichkeitsverlauf und die Lebenserwartung eines Geburtsjahrgangs auf.

Die Längsschnittbetrachtung setzt hierfür eine vollständige Beobachtungsreihe aller Altersjahre des entsprechenden Geburtsjahrgangs voraus und ist somit ein sehr aufwändiges Verfahren. Um die Berechnung vollständig durchführen zu können, müssen alle Angehörigen des entsprechenden Geburtsjahrgangs bereits verstorben sein, was in der Regel mehr als 100 Jahre dauert. Sonst wären Schätzungen über die Sterblichkeitsverhältnisse notwendig, die bei jüngeren Geburtsjahrgängen zunehmend unsicherer ausfallen. Die Gewährleistung einer vollständigen Beobachtungsreihe stellt auch in Anbetracht von Gebietsveränderungen und starken Wanderungsbewegungen der Personen ein erhebliches Problem dar.

In die Querschnittsbetrachtung (Periodensterbetafel) werden hingegen alle gestorbenen und lebenden Personen aus einem oder mehreren Kalenderjahren einbezogen und somit alle in dieser Periode gleichzeitig lebenden Geburtsjahrgänge betrachtet. Die so genannte Querschnitts- oder Periodensterbetafel bildet die Sterblichkeitsverhältnisse der gesamten Bevölkerung während eines bestimmten Zeitraumes und damit auch die dort herrschenden Bedingungen ab. Auswirkungen der außergewöhnlich starken Grippewelle zum Jahreswechsel 1969/1970 oder der aktuellen Corona-Pandemie fließen so in die Statistik ein.

Bei dieser Berechnung kann für jede Altersgruppe eine durchschnittliche Lebenserwartung ausgewiesen werden. In die Berechnung fließen die im Beobachtungszeitraum vorliegenden Sterblichkeitsverhältnisse ein, wobei eine Veränderung in der Zukunft hierbei unberücksichtigt bleibt. Wegen der schnellen Verfügbarkeit und der Möglichkeit aktuelle Sterblichkeitsverhältnisse abzubilden, wird die Querschnitts- oder Periodensterbetafel sehr häufig verwendet.

Zu beachten ist, dass sowohl Längsschnitt- als auch Querschnittstafeln stets Durchschnittswerte beinhalten, von denen das individuelle Sterblichkeitsrisiko je nach Lebensverhältnissen, Lebensführung, Beruf und gesundheitlicher Verfassung erheblich abweichen kann.

Wozu dient die Sterbetafel für Niedersachsen und wer nutzt sie?

Die Sterbetafeln bilden die Grundlage für die Vorausberechnung der Sterblichkeit im Rahmen der amtlichen Bevölkerungsvorausberechnung.

Sterbetafeln werden insbesondere aber auch von Lebens- und Krankenversicherungen genutzt. Damit lassen sich sogenannte Versicherungsbarwerte und Kommutationszahlen (Hilfsgrößen in der Lebens- und Krankenversicherungsmathematik) berechnen.

Zu den Hauptnutzern zählen Politik und Verwaltung auf nationaler und internationaler Ebene. Dazu gehören Landes- und Bundesbehörden, die Hochschulen, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) und das Statistische Amt der Europäischen Union (Eurostat). Weitere Nutzer sind Forschungsinstitute, Berufsverbände, Bildungs- und kulturelle Einrichtungen, privatwirtschaftliche Unternehmen (z. B. Versicherungen, Aktuarinnen und Aktuare, Notarinnen und Notare sowie Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte), Informationsdienstleister sowie die Medien.

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