Logo Landesamt für Statistik Niedersachsen - Link zur Startseite Niedersachsen klar Logo

Handlungsorientierte Sozialberichterstattung Niedersachsen (HSBN)

Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN)


Hände halten ein leeres Portemonnaie. Bildrechte: ©photobyphotoboy - stock.adobe.com

Wie viele Menschen sind von Armut gefährdet und wie viele sind auf Mindestsicherungsleistungen angewiesen? Wie hoch ist dabei das Ausmaß der Kinderarmut und wie entwickelt sich die Altersarmut in Niedersachsen? Wie ist der Bildungsstand der Bevölkerung und wie stark belasten Wohnkosten die Ausgaben der Haushalte?

Antworten auf diese und viele weitere soziale Fragen finden sich im Statistikteil der Handlungsorientierten Sozialberichterstattung Niedersachsen (HSBN).

Herausgeber ist das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, welches das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) mit der Erstellung des Statistikteils beauftragt hat.

Der Bericht kann auf der Internetseite des Sozialministeriums und dem HSBN-Internetportal heruntergeladen werden.

Armutsgefährdung und gesellschaftliche Wandlungsprozesse in Niedersachsen im Fokus

Zentraler Begriff in der HSBN ist die „relative Armut“, in Niedersachen und damit einhergehend die Armutsgefährdung. Als armutsgefährdet gilt danach, wer weniger als 60 % des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommens zur Verfügung hat. Mehr zur Berechnung lesen Sie in den methodischen Hinweisen.

Anhand der Zahl der Menschen, die auf existenzielle Hilfen des Staates angewiesen sind und Mindestsicherungsleistungen beziehen, wird zudem die „bekämpfte Armut“ betrachtet. Die HSBN ist jedoch nicht nur eine Berichterstattung über Armut beziehungsweise Armutsgefährdung, sondern sie nimmt die Gesellschaft insgesamt in den Blick. Sie stellt dabei grundlegende gesellschaftliche Strukturen und Wandlungsprozesse dar.

Das Themenspektrum ist deshalb breit und umfasst unter anderem folgende Bereiche:

  • Demografie
  • Familienstrukturen
  • Wirtschaft und Arbeitsmarkt
  • Bildung und Qualifikation
  • Einkommen und Vermögen
  • Armutsgefährdung
  • öffentliche Finanzen
  • öffentliche Sozialleistungen
  • Zivilgesellschaft

Alle diese Themenbereiche hängen eng miteinander zusammen und müssen daher ganzheitlich betrachtet werden.

Beispielsweise hat die Möglichkeit der öffentlich geförderten Kinderbetreuung Einfluss auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und trägt damit zu einer höheren Erwerbsbeteiligung besonders von Müttern bei. Dies führt nicht zuletzt zu höheren Haushaltseinkommen und verringert das Armutsgefährdungsrisiko.

Neben Armut wird auch Reichtum in der HSBN dargestellt. Aufgrund der begrenzten Datenlage beschränken sich bei diesem Thema die Erkenntnisse jedoch auf weniger detailreiche Eckzahlen und Entwicklungen.

Soziale Lage und Armutsgefährdung von Kindern und Jugendlichen in Niedersachsen als Schwerpunkt der HSBN

Auch wenn in der Berichterstattung die gesamte Gesellschaft betrachtet wird, so ist der Blick schwerpunktmäßig auf den Aspekt Armut und Armutsgefährdung gerichtet und hier besonders auf betroffene Kinder und Jugendliche in Niedersachsen. Die Armut der Kinder und Jugendlichen ist dabei nicht nur unter monetären Gesichtspunkten zu betrachten, sondern als ein Mangel an Verwirklichungschancen zu sehen. Kinder und Jugendliche, die von materieller Armut betroffen sind, leben oft in Familien, in denen die Eltern beispielsweise arbeitslos sind oder ein sehr geringes eigenes Einkommen beziehen. Zudem besteht häufig ein Zusammenhang zwischen Einkommensarmut und Familienformen sowie dem Migrationshintergrund. So ist die Armutsgefährdungsquote beispielsweise bei Alleinerziehenden und Familien mit mehreren Kindern höher als bei verheirateten Paaren mit einem Kind.

Zudem gibt es jährlich einen besonderen Themenschwerpunkt, 2024 war es die Armutsgefährdung und soziale Lage von älteren Menschen in Niedersachsen und in der Ausgabe 2025 die Mittelschicht in Niedersachsen.

Liniendiagramm: Armutsgefährdungsquoten nach Altersgruppen 2024 in Prozent   Bildrechte: LSN

Daneben liegt ein Augenmerk auf dem Thema Altersarmut in Niedersachsen. Altersarmut hat im Langfristvergleich zugenommen und zwar stärker als die Armutsgefährdung allgemein. Insbesondere Frauen im Alter von 65 Jahren und mehr sind in Niedersachsen überdurchschnittlich von Armut bedroht.

Waagerechtes Balkendiagramm: Armutsgefährdungsquoten nach Herkunft, Qualifikationsniveau, Erwerbsstatus und Haushaltszusammenhang in Niedersachsen (Regionalkonzept) 2024 - in Prozent   Bildrechte: LSN

Die Handlungsorientierte Sozialberichterstattung als Grundlage für Akteurinnen und Akteure der Armutsbekämpfung

Die HSBN hat die Aufgabe, allen Akteurinnen und Akteuren in Politik, Verwaltung, Verbänden und gesellschaftlichen Initiativen die sozialpolitisch nötigen Daten und Hintergrundinformationen zur Verfügung zu stellen. Dies gilt im Bund-Länder- und im Regionalvergleich sowie vergleichend für jede Region, jeden Landkreis, jede Stadt und Gemeinde.

Beteiligung der Sozialverbände und kommunalen Spitzenverbände

An der HSBN ist eine Lenkungsgruppe beteiligt, die aus Vertreterinnen und Vertretern des niedersächsischen Sozial- und Bildungsressorts, der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, der Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Spitzenverbände und der Arbeitsgemeinschaft der Familienverbände in Niedersachsen besteht. Die Erscheinungsweise ist jährlich, so dass der Bericht immer ein aktuelles Bild der sozialen Lage in Niedersachsen wiedergibt.

Nutzung amtlicher Datenquellen zur Beschreibung der sozialen Verhältnisse

Die HSBN nutzt fast ausschließlich Daten der amtlichen Statistik, ergänzt um Daten der Bundesagentur für Arbeit und anderen zumeist amtlichen Quellen. Sie werden für Zwecke der Sozialberichterstattung daraufhin untersucht, ob sie Aufschluss über soziale Verhältnisse geben können. Die HSBN stützt sich dabei auch auf die Erkenntnisse der Arbeitsgruppe „Sozialberichterstattung der amtlichen Statistik“ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder.

Darstellung der sozialen Verhältnisse in Niedersachsen auf regionaler Ebene

Übersichtskarte der Kreise in Niedersachsen: Mindestsicherungsquote am 31.12.2023 - Anteil der Empfängerinnen und Empfänger von Mindestsicherungsleistungen an der Bevölkerung in Prozent   Bildrechte: LSN
Für eine größere und kontrastreichere Darstellung bitte die Karte anklicken.

Ein Grundprinzip der Handlungsorientierten Sozialberichterstattung ist die Regionalisierung. Niedersachsen ist ein Land der Regionen, die zum Teil sehr unterschiedliche Strukturen und Entwicklungen aufweisen. Dies gilt auch auf der Ebene der Landkreise, Städte und Gemeinden. Vor diesem Hintergrund legt die HSBN größtes Gewicht auf die Darstellung von regionalen Informationen für die kreisfreien Städte und Landkreise. Die Region Hannover sowie die Landkreise Göttingen und Hildesheim werden nicht nur als Ganzes, sondern zusätzlich differenziert nach Stadt und Umland ausgewiesen. So können die Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Strukturen besser herausgearbeitet werden.

Oft wird ein großräumiger Vergleich der 16 Länder benötigt, so dass auch für diese und Deutschland insgesamt die wichtigsten Eckdaten dargestellt werden. Wenn ein europäischer Vergleich notwendig ist, bedarf es der Darstellung der Daten auf Ebene der sogenannten Statistischen Regionen. Sie sind im europäischen Vergleich und für die europäische Regionalpolitik die wichtigste regionale Ebene. In Niedersachsen entsprechen die Statistischen Regionen den Gebieten der vier ehemaligen Regierungsbezirke und damit denen der gegenwärtigen Ämter für regionale Landesentwicklung.

Anlagenbericht der Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege als Ergänzung zum Statistikteil

Die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (LAG FW) – Teil der Lenkungsgruppe der HSBN – steuert als Ergänzung des Statistikteils der HSBN seit 2015 einen Anlagenbericht mit wechselnden Themenschwerpunkten bei. Die jährlichen Berichte stellen die Entwicklungen besonderer gesellschaftlicher Herausforderungen dar und zeigen, was soziale Probleme und Armut für die betroffenen Menschen in Niedersachsen bedeutet. Der jährliche Anlagenbericht beschreibt Hintergründe, Abläufe und Zusammenhänge von sozialer Arbeit und gibt Handlungsempfehlungen. Themen waren unter anderem Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Einrichtungen und Dienste der Freien Wohlfahrtspflege (2021), Kinderarmut (2022), Auswirkungen der Inflation, insbesondere die Preissteigerungen bei den Energiekosten (2023), Teilhabechancen für Menschen mit Behinderungen mit einem besonderen Fokus auf die Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) (2024) und zuletzt Armutsrisiken im Kontext von Pflegebedürftigkeit.

Wichtige Ergebnisse der HSBN

In Niedersachsen waren im Jahr 2024 rund 1,3 Millionen Menschen von relativer Einkommensarmut betroffen. Die Armutsgefährdungsquote lag damit bei 16,6%. Im Ländervergleich rangierte Niedersachsen damit weiterhin im Mittelfeld.

Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren waren zu etwa einem Fünftel von relativer Einkommensarmut betroffen und unter den jungen Erwachsenen bis unter 25 Jahren zu etwa einem Viertel. Dabei hängt die Höhe der Armutsgefährdung in Familienhaushalten von der Anzahl der Kinder ab, so dass Familienhaushalte, in denen beide Elternteile mit ihren Kindern zusammenleben nicht per se öfter armutsgefährdet sind als Haushalte ohne Kinder.

Die Armutsgefährdung der Menschen im Alter von 65 Jahren und mehr lag 2024 bei 18,3%. Unter den armutsgefährdeten Seniorinnen und Senioren waren 199.000 Frauen und 123.000 Männer. Dies zeigt, dass Altersarmutsgefährdung weiterhin stark weiblich geprägt ist. Unter den Frauen ab 65 Jahren lag die Armutsgefährdungsquote mit 20,7% um mehr als 5 Prozentpunkte über der Quote der Männer im gleichen Alter (15,3%).

Faktoren, die die relativ hohe Altersarmutsgefährdung von Frauen hervorrufen, sind die im Vergleich zu Männern unterschiedlichen Erwerbsbiografien bezogen auf Erwerbstätigen-, Beschäftigungs- und Teilzeitquoten, die alle zusammengefasst aus dem Gender Gap-Arbeitsmarkt1 hervorgehen. Diese sind wiederum verbunden mit dem Gender Care Gap.

Die Altersarmut steigt stetig an, was nicht nur demografisch bedingt ist. Ende des 4. Quartals 2024 erhielten 73.280 Personen in Niedersachsen, die über der Regelaltersgrenze lagen, Grundsicherung im Alter, 5,9% mehr als Ende 2023. Die Quote an der gleichaltrigen Bevölkerung stieg damit von 4,0% auf 4,2%.

Auch zum Thema Miete und Wohnen finden sich Daten in der HSBN. Danach waren 2024 12,6% der Haushalte in Niedersachsen mit den Wohnkosten überbelastet, die Kosten machten also mindestens 40 % des Nettohaushaltseinkommens aus. Zum anderen weist der Indikator zur Wohnraumüberbelegung auf enge Wohnverhältnisse hin, die auch als Ausdruck des angespannten Wohnungsmarkts gesehen werden können.

zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln