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Armutsgefährdung in Niedersachsen 2024 bei 16,6%

Landesamt für Statistik Niedersachsen, Pressemitteilung Nr. 062 vom 10.07.2025


  • Armutsgefährdungsquote etwas höher als im Vorjahr
  • Höchste Zunahme bei jungen Erwachsenen
  • Stärkster Rückgang bei Paarhaushalten mit Kindern

HANNOVER. In Niedersachsen waren 2024 rund 1,3 Millionen Menschen von relativer Einkommensarmut betroffen. Wie das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) mitteilt, lag die Armutsgefährdungsquote bei 16,6% und damit 0,2 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert.

Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60% des durchschnittlichen monatlichen Haushaltsnettoeinkommens zur Verfügung hat. Die Armutsgefährdungsschwelle lag 2024 in Niedersachsen für einen Einpersonenhaushalt bei 1.284 Euro, für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2.697 Euro. Bei Haushalten von Alleinerziehenden mit einem Kind unter 14 Jahren waren es 1.669 Euro.

Junge Menschen besonders betroffen
Unter den minderjährigen Kindern und Jugendlichen waren 20,1% armutsgefährdet. In der Altersgruppe der jungen Erwachsenen unter 25 Jahren lag die Quote mit 25,4% sogar noch höher. In den Altersgruppen zwischen 25 und unter 50 Jahren (14,5%) sowie zwischen 50 und unter 65 Jahren (12,2%) war das Armutsrisiko deutlich geringer. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die Erwerbseinkommen im Laufe des Berufslebens in der Regel zunehmen. Mit dem Eintritt in den Ruhestand dreht sich diese Entwicklung jedoch um: Die gesetzlichen Renten liegen meist unter dem früheren Einkommen, was das Risiko von Armut im Alter erhöht. Auch spielen die überproportional vielen Einpersonenhaushalte von Frauen in diesem Alter eine Rolle. 2024 waren 18,3 Prozent der Menschen ab 65 Jahren armutsgefährdet.

Gegenüber dem Vorjahr ging die Armutsgefährdung unter den Minderjährigen leicht zurück (-0,3 Prozentpunkte), während sie bei den 18- bis unter 25-Jährigen merklich anstieg (+2,2 Prozentpunkte). Auch die Quote unter den 65-Jährigen und Älteren stieg mit 0,4 Prozentpunkten stärker als im Durchschnitt.

Hohe Armutsgefährdung bei Alleinerziehenden und kinderreichen Familien
Zwar war 2024 wie in den Vorjahren auch etwa jedes 5. Kind beziehungsweise jede und jeder 5. Jugendliche unter 18 Jahren armutsgefährdet, entscheidend ist dabei jedoch der Haushaltskontext: Haushalte mit zwei Erwachsenen und einem Kind waren mit 8,3% vergleichsweise selten armutsgefährdet und verzeichneten sogar einen leichten Rückgang gegenüber 2023 (-0,3 Prozentpunkte).

Paarhaushalte mit zwei Kindern lagen mit 9,0% nicht sehr stark darüber und die Quote sank noch deutlicher gegenüber 2023 um 1,6 Prozentpunkte.

Bei Haushalten mit zwei Erwachsenen mit drei oder mehr Kindern lag die Armutsgefährdungsquote 2024 dagegen mit 27,8% exakt auf dem hohen Niveau des Vorjahres. Alleinerziehendenhaushalte wiesen mit 40,9% eine besonders hohe Quote auf (2023: 41,5%).

Demgegenüber stehen Paare ohne Kinder, deren Quote 2024 mit 9,2% leicht über dem Wert von 2023 (8,9%) lag. Unter den Einpersonenhaushalten waren 28,8% armutsgefärdet (Vorjahr: 28,5%).

Wichtige Einflussfaktoren für das Armutsrisiko sind zudem das Bildungsniveau und der Erwerbsstatus. Große Unterschiede lassen sich schließlich auch zwischen Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte feststellen. So lag die Armutsgefährdungsquote von Personen mit Migrationshintergrund in Niedersachsen 2024 bei 30,1% und bei Personen ohne Migrationshintergrund bei 11,8% (entsprechende Tabellen siehe Methodische Hinweise).

Ungeachtet der steigenden Einkommen und dem damit verbundenden Rückgang der Armutsgefährdungsquote muss zur Bewertung der sozialen Lage auch die Ausgabenseite herangezogen werden, insbesondere vor dem Hintergrund erhöhter Inflationsraten. Entsprechende Daten zur sozialen und materiellen Entbehrung stehen aus der Erhebung EU-SILC Leben in Europa bereit.


Anlage zur Pressemitteilung (xlsx)


Methodischer Hinweis:

Die Armutsgefährdungsquoten werden auf Basis des Mikrozensus im Auftrag der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder von IT.NRW (Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen) im Rahmen der Sozialberichterstattung der amtlichen Statistik berechnet. Die wichtigsten Ergebnisse für die Länder, Großstädte und die verschiedenen Regionen stehen im gemeinsamen Statistikportal der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Daten für 2024 und revidierte Zahlen ab 2021 (Anpassung der Ergebnisse an den Zensus 2022) werden demnächst abrufbar sein.

Die Gefährdungsquoten werden sowohl auf Basis der jeweiligen regionalen Gefährdungsschwellen als auch auf Basis des bundesweiten Durchschnitts berechnet. Beide Berechnungen ergänzen einander. Angaben auf Basis des regionalen Durchschnitts konzentrieren sich auf die Verteilung des Einkommens innerhalb einer Region. Berechnungen auf Basis des bundesweiten Durchschnitts blicken stärker auf die Einkommensunterschiede zwischen den Ländern. Beide Berechnungen sind aber nicht frei von Verzerrungen, die sich durch regional unterschiedliche Preisniveaus und Mietkosten ergeben. Die in dieser Pressemitteilung genannten Zahlen beziehen sich auf Daten, die auf Basis des niedersächsischen Durchschnittseinkommens und Gefährdungsschwellenwerte ermittelt wurden.

Das Durchschnittseinkommen wird am Median gemessen. Dabei werden die Haushalte oder Personen ihrem Einkommen nach aufsteigend sortiert. Der Median ist der Mittelwert, der die Bevölkerung in genau zwei Hälften teilt. Das heißt, die eine Hälfte hat mehr, die andere weniger Einkommen zur Verfügung.

Bei den verwendeten Zahlen für 2024 handelt es sich um Erstergebnisse aus dem Mikrozensus 2024, bei den Zahlen für 2023 um Endergebnisse. Die endgültigen Zahlen zur Armutsgefährdung weichen in der Regel nur wenig von den ersten Ergebnissen ab.

Ansprechpartner:
Arne Lehmann, Tel. 0511 9898-3145
arne.lehmann@statistik.niedersachsen.de


Über das Landesamt für Statistik Niedersachsen
Das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) erstellt auf gesetzlicher Grundlage rund 290 Statistiken zu verschiedenen Themen wie Bevölkerung und Haushalte, Bildung, Erwerbstätigkeit, Finanzen, Wirtschaft und Handel, Industrie oder Umwelt und Energie. Das LSN bietet damit neutrale, verlässliche und fachlich unabhängige Informationen für das Land Niedersachsen, seine Regionen und Kommunen, die mit anderen deutschen und europäischen Daten vergleichbar sind. Diese stehen Politik, Verwaltung, Wirtschaft sowie Bürgerinnen und Bürgern zu Informations- und Planungszwecken sowie als Entscheidungsgrundlage zur Verfügung.

Verbreitung mit Quellenangabe erwünscht.


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