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Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern stieg 2014 erstmals seit acht Jahren in Niedersachsen an

Pressemitteilung des Landesamtes für Statistik Niedersachsen



Datum: 19. März 2015
Nummer 20/15



HANNOVER. Entgegen dem Trend der vergangenen acht Jahre nahm das Verdienstgefälle zwischen Frauen und Männern in Niedersachsen erstmals wieder zu. Wie das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) anlässlich des Equal Pay Day mitteilt, stieg der sogenannte Gender Pay Gap (GPG) binnen Jahresfrist von 20 auf 22 Prozent. Dieser Wert drückt aus, dass Frauen im Jahr 2014 mit einem durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von 14,60 Euro 22 Prozent weniger als Männer (18,75 Euro) verdienten. Im Vergleich der Bundesländer entspricht der GPG Niedersachsens genau dem Bundesdurchschnitt und lag 2014 auf dem Niveau von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. In den ostdeutschen Ländern fiel der Verdienstunterschied deutlich niedriger aus: In Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen lag er jeweils nur bei 5 Prozent.

Die Zunahme des Verdienstabstandes zwischen den Geschlechtern war 2014 im Wesentlichen durch einen Anstieg der Verdienste der Männer verursacht (+2,2 Prozent), während zugleich die Verdienste der Frauen leicht abnahmen (-0,2%).

Männliche Beschäftigte sind überproportional im industriellen Sektor tätig. Dort profitierten sie von der besseren Bezahlung im Produzierenden Gewerbe (+3,8 Prozent). Frauen haben dagegen ihre Domäne im Dienstleistungsbereich, wo sie vergleichsweise schlechtere Entwicklungen vorfanden: Die Stundenverdienste der Frauen im Dienstleistungsbereich gingen 2014 gegenüber dem Vorjahr um 0,5 Prozent zurück. Im Gesundheits- und Sozialwesen nahmen die Stundenverdienste der Frauen sogar um 3,4 Prozent ab.

Als Ursachen für den Anstieg des Verdienstunterschiedes können systematische Leistungsgruppen- und Brancheneffekte genannt werden:

  • Frauen arbeiteten öfter als Männer in eher niedrig bezahlten Tätigkeiten der Leistungsgruppen (LG) 3 bis 5 mit gegenüber dem Vorjahr rückläufigen Bruttostundenverdiensten. Die Stundenverdienste der Frauen in der LG 4 gingen gegenüber dem Vorjahr um 1,0 und in der LG 5 um 2,9 Prozent zurück, in der LG 3 stiegen diese nur gering um 0,2 Prozent an.

  • Von 100 Voll- und Teilzeit-Beschäftigten waren etwa 48 Frauen. Diese teilten sich wie folgt auf: 36 Frauen waren in den unteren LG 3 bis 5 vertreten. Nur 12 gehörten zu den höheren LG 1 und 2.

  • Demgegenüber befanden sich Männer stärker in den besser bezahlten LG. Diese LG wiesen gegenüber 2013 zudem noch überdurchschnittliche Verdienstzuwächse auf. Von 52 Männern waren 36 in die LG 3 bis 5 und 16 in die erheblich besser vergüteten LG 1 und 2 eingruppiert.

  • Frauen waren in den Branchen des Dienstleistungsbereiches, der sich tendenziell durch niedrige und gegenüber 2013 nun auch rückläufige Bruttostundenverdienste auszeichnet, deutlich überrepräsentiert.

  • Insbesondere das Verarbeitende Gewerbe wies einen hohen Anteil von Männern auf. Mit Verdienstzuwächsen in Höhe von 4,7 Prozent konnten männliche Beschäftigte deutlich überdurchschnittliche Verdienststeigerungen erzielen.


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Methodische Hinweise:

Der Gender Pay Gap bezeichnet den prozentualen Unterschied des durchschnittlichen Bruttostundenverdienstes (ohne Sonderzahlungen) von Frauen zu Männern über alle Arbeitnehmergruppen hinweg. Die Angaben beziehen sich auf die Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich (ohne öffentliche Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung).

Die Verdienststatistik unterscheidet 5 Leistungsgruppen (LG). Die LG 3 bis 5 stellen tendenziell niedrigere Anforderungen an die Qualifikation der Beschäftigten. Bei der LG 3 muss in der Regel eine abgeschlossene Ausbildung vorliegen.

Für die Untersuchung der Ursachen der Zunahme des GPG muss aus methodischen Gründen auf die Daten über Voll- und Teilzeitbeschäftigte zurückgegriffen werden; für geringfügig Beschäftigte liegen keine Daten über Stundenverdienste vor.


Ansprechpartnerin:
Tanja Eichhorn, Tel. 0511 9898-2351



Verbreitung mit Quellenangabe erwünscht.


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