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Bevölkerungsvorausberechnungen für Niedersachsen - Methodische Hinweise

Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN)


Frau im Hintergrund fügt Balken zu einem Diagramm im Vordergrund hinzu Bildrechte: LSN

Da Bevölkerungsvorausberechnungen Modellrechnungen sind, also Wenn-Dann-Beziehungen, dürfen sie nie allein betrachtet werden, sondern immer vor dem Hintergrund der zu Grunde gelegten Annahmen und deren Plausibilität. Bei der koordinierten und regionalisierten Vorausberechnung werden explizite Annahmen zur Fertilität (Geburten), der Mortalität (Sterbefälle) und der Migration (Wanderung) getroffen. Die kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung stellt ein vereinfachtes Verfahren zur Prognose der zukünftigen Bevölkerungszahlen gegenüber der koordinierten und regionalisierten Vorausberechnung dar. Die kleinräumige Vorausberechnung orientiert sich an der empirischen Entwicklung der letzten fünf Jahre. Sie ist ein Abbild des Status Quo. Im Grunde wird die Entwicklung der letzten fünf Jahre einfach fortgeschrieben.

Methodik der koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung

Die Basis für die koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung (kBV) bildet die sogenannte Kohorten-Komponenten-Methode (siehe Abbildung 1). Bei dieser Methode lassen sich die Geburtsjahrgänge (Kohorten) nach Geschlecht für jedes einzelne Vorausberechnungsjahr hypothetisch fortschreiben. In die Berechnung fließen drei Komponenten ein: Geburten, Sterbefälle und Wanderungen. In der Regel werden insgesamt 100 Altersjahre betrachtet. Die rechnerischen Ergebnisse werden in Tabellen dargestellt und lassen sich visuell in einer Bevölkerungspyramide veranschaulichen.

Um die Bevölkerungszahl vorauszuberechnen, müssen Annahmen bezüglich der künftigen Entwicklung der Geburtenhäufigkeit, der Sterblichkeit sowie der Zu- und Fortzüge jeweils nach Alter und Geschlecht getroffen werden. Diese Annahmen basieren auf der Beurteilung der Entwicklung dieser Komponenten in den vorangegangenen Jahren.

Die Vorausberechnung geht von der tatsächlichen Bevölkerung eines ausgewählten Basisjahres in der Gliederung nach einzelnen Altersjahren und differenziert nach Geschlecht zu einem bestimmten Stichtag aus. Die Berechnung wird für jedes einzelne Jahr des Vorausberechnungszeitraums durchgeführt. Für jedes Jahr werden die bereits lebenden Jahrgänge der nächst-höheren Altersstufe zugeordnet, indem sie um erwartete Sterbefälle vermindert und um den jeweiligen Wanderungssaldo korrigiert werden. Gleichzeitig werden die prognostizierten Lebendgeborenen hinzugefügt, die die neu hinzukommenden Jahrgänge bilden. Auch die neuen Geburtenjahrgänge werden ebenfalls von Jahr zu Jahr um die erwarteten Sterbefälle und den Wanderungssaldo berichtigt. Die Anzahl der Lebendgeborenen und der Gestorbenen wird für jeden einzelnen Jahrgang berechnet, indem die altersspezifischen Annahmen zur Geburtenhäufigkeit und zur Sterblichkeit angewendet werden. Die Wanderungen in der Vorausberechnung ergeben sich aus dem angenommenen Wanderungssaldo und seiner Altersstruktur.

Die Vorausberechnungen für Deutschland einerseits und für die Länder andererseits erfolgen separat und werden vom Statistischen Bundesamt und den Statistischen Landesämtern durchgeführt. Dadurch finden sowohl für Deutschland insgesamt als auch für jedes Land klar definierte und im statistischen Verbund abgestimmte Annahmen Anwendung.

Methodik der regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung

Die regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung (rBV) gibt einen Ausblick auf die Bevölkerungsentwicklung in Niedersachsen der nächsten 20 Jahre. Die Berechnung erfolgt nach Geschlecht für 100 Altersjahre, das Land, alle Regionen und Kreise sowie ausgewählte Gemeinden mit etwa 30.000 Einwohnern und Einwohnerinnen oder mehr.

Die Vorausberechnung der zukünftigen Bevölkerung erfolgt ebenfalls mittels des sogenannten Kohorten-Komponenten-Modells. Dabei wird der alters- und geschlechterspezifische Bevölkerungsstand (Kohorte) unter Berücksichtigung von zukünftigen Geburten, Sterbefällen und Wanderungsbewegungen fortgeschrieben, um so den projizierten, zukünftigen Bevölkerungsstand abzuleiten (siehe Abbildung 1).

Um Geburten, Sterbefälle und Wanderungsbewegungen berücksichtigen zu können, sind Annahmen hinsichtlich deren Entwicklung zu treffen. Dabei kann die Berechnung für verschiedene Annahmen angestoßen werden (Varianten). Grundlegend für die Bildung der Annahmen der aktuellen rBV sind die Ausführungen der jeweils letzten kBV von Bund und Ländern und die vergangene regionale Entwicklung der drei Bestimmungsgrößen in Niedersachsen. Dabei werden die Annahmen zur Wanderung mit dem Kürzel „W“ versehen, Annahmen zur Geburtenhäufigkeit mit „G“ und Annahmen zur Mortalität mit „L“ abgekürzt. Wird die Berechnung für mehrere Annahmen durchgeführt (Varianten), so sind diese mit einem Zahlenkürzel versehen.

Abbildung 1: Kohorten-Komponenten-Modell

Zunächst altert die Bevölkerung um ein Jahr, bevor Geburten, Sterbefälle und Wanderungen berücksichtigt werden. Die so bestimmte Endbevölkerung eines Jahres bildet im Anschluss den neuen Anfangsbestand der Bevölkerung im kommenden Jahr.   Bildrechte: LSN

Methodik der kleinräumigen Bevölkerungsvorausberechnung

In der kleinräumigen Bevölkerungsvorausberechnung in Niedersachsen wird angenommen, dass sich die Zukunft genauso entwickelt wie die Vergangenheit, konkret, wie in den vergangenen fünf Jahren. Das Verhalten der Fertilität, Mortalität und der Wanderungen der letzten fünf Jahre wird also in die nächsten fünf bzw. zehn Jahre projiziert.

Weitere ausführliche Hinweise zur Berechnung der kleinräumigen Bevölkerungsvorausberechnungen finden Sie hier (pdf). Informationen zu der Methodik und den Annahme der regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung finden Sie in Kürze im Online-Magazin des LSN „Statistisch gesehen". Weiterführende Informationen zur Methode und dem Thema Bevölkerungsvorausberechnung (insbesondere der koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung finde Sie auf der Seite von Destatis.

Häufige Nachfragen zur Bevölkerungsvorausberechnung

Die kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung wird nur in sechs Altersklassen herausgegeben und nicht auf geringerer Aggregationsebene. Da es sich hier um eine sehr einfache Prognose auf Basis der beobachteten letzten fünf Jahre handelt, werden Altersklassen aggregiert, um Prognoseungenauigkeiten im Mittel auszugleichen. Die Darstellung in einer Altersklassenaggregation dient dazu, die Grundgesamtheit in der Klasse und somit Fehler im Mittel zu reduzieren.

Für 1er-Altersjahrgänge gibt es die Ergebnisse der regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung, die für die Landkreise, kreisfreien Städte und Städte mit etwa 30.000 Einwohnerinnen und Einwohnern oder mehr durchgeführt wird. Dabei werden explizit Annahmen zur zukünftigen Entwicklung aller Bevölkerungsbewegungen getroffen und unter Verwendung der Kohorten-Komponenten-Methode fortgeschrieben.


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