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Bevölkerungsvorausberechnungen für Niedersachsen

Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN)


Piktogramm: Figuren, die Menschen jedes Geschlechts und jeder Generation darstellen und so den Bevölkerungsstand Niedersachsens symbolisieren Bildrechte: LSN

Bevölkerungsvorausberechnungen für Niedersachsen: Wie entwickelt sich zukünftig die Bevölkerung?

Die Bevölkerungsvorausberechnung ist eine Modellrechnung für die zukünftige Entwicklung der Bevölkerungszahl in Niedersachsen. Sie veranschaulicht, wie sich die Bevölkerung unter den zuvor definierten und als plausibel erachteten Voraussetzungen verändern könnte. Ziel der Berechnung ist es, eine Aussage über den in der Zukunft liegenden Bevölkerungsstand und dessen Struktur zu treffen. Dafür werden die einzelnen demografischen Komponenten, die Geburtenentwicklung, die Sterblichkeit sowie das Wanderungsverhalten der niedersächsischen Bevölkerung analysiert und eine Reihe von Annahmen über deren mögliche zukünftige Entwicklung formuliert. Das Ziel ist, zukünftigen demografischen Veränderungen der niedersächsischen Bevölkerung Rechnung zu tragen und eine Vorausberechnung, differenziert nach Alter und Geschlecht zur Verfügung zu stellen.

Das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) führt in regelmäßigen Abständen eine Aktualisierung der regionalisierten und kleinräumigen Bevölkerungsvorausberechnung durch. Die aktuellsten Ergebnisse für die regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung auf Landkreisebene orientieren sich an der koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung. Die regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung wird nur in unregelmäßigen Abständen durchgeführt. Die kleinräumige Vorausberechnung auf Ebene der Gemeinden wird jährlich aktualisiert, berücksichtigt einen Fünf- und Zehnjahreshorizont und projiziert die kurzfristige Entwicklung (jeweils letzte 5 Jahre) in die Zukunft. Daher können die vorausberechneten Ergebnisse von extremen Entwicklungen in den letzten 5 Jahre geprägt sein.

Welche Daten werden zur Bevölkerungsvorausberechnung für Niedersachsen genutzt und aus welchen Quellen stammen diese?

Um eine Bevölkerungsvorausberechnung durchführen zu können, wird der Bevölkerungsstand zum 31.12. eines Jahres benötigt, von dem die Berechnung startet. Das jeweilige Jahr wird dann als Basisjahr bezeichnet. Zudem werden die wesentlichen demografischen Komponenten Niedersachsens in die Berechnung eingebunden: die Geburten, die Sterbefälle und das Wanderungsverhalten. Die Geburten und Sterbefälle, lassen sich aus den Ergebnissen der natürlichen Bevölkerungsbewegung Niedersachsens ermitteln. Daten zum Wanderungsverhalten in und nach Niedersachsen werden aus der Wanderungsstatistik (räumliche Bevölkerungsbewegung) gewonnen.

Wie wird die Bevölkerungsvorausberechnung für Niedersachsen durchgeführt?

Für die mögliche zukünftige Entwicklung dieser demografischen Komponenten werden Annahmen formuliert. So kann es für jede demografische Komponente unterschiedliche Entwicklungsszenarien geben. Annahmen über den Grad der Veränderung können von gering über moderat, bis hin zu einer starken Veränderung reichen. Durch die Kombination der unterschiedlichen Entwicklungsszenarien aller demografischen Komponenten entsteht eine Vielzahl von Szenarien, die als sogenannte Varianten präsentiert werden. Die Hauptvariante bezeichnet jenes Entwicklungsszenario, das unter den aktuell gegebenen Bedingungen am wahrscheinlichsten und am plausibelsten erscheint. Hinweise zur Berechnung und der Methodik finden Sie unter dem Punkt methodische Hinweise.

Wie oft werden die Bevölkerungsvorausberechnungen für Niedersachsen durchgeführt?

Die kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung auf Gemeindeebene wird jährlich aktualisiert und umfasst einen fünf- bzw. zehnjährigen Zeithorizont. Die umfassendere koordinierte Vorausberechnung wird hingegen vom Statistischen Bundesamt und den Statistischen Ämtern der Länder durchgeführt und erscheint etwa alle drei bis vier Jahre. Angelehnt an die Landesergebnisse der koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung wird anschließend im Landesamt eine regionalisierte Berechnung für die Landkreise, kreisfreien Städte und Städte mit Bevölkerungszahlenzahlen von etwa 30.000 und mehr durchgeführt.

Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung – NUTS 1-Ebene

Die zwischen den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung findet alle drei bis vier Jahre statt und umfasst mehrere Varianten. Diese Varianten ergeben sich aus der Kombination von eindeutig quantifizierten (deterministischen) Annahmen zu den drei zentralen demografischen Einflussfaktoren: Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung und Wanderungssaldo. Für das Länderergebnis werden folgende Komponenten nach Alter und Geschlecht der niedersächsischen Bevölkerung analysiert und berücksichtigt:

  • die allgemeine Geburtenziffer, also wie viele Kinder eine Frau in jedem Altersjahr zwischen 15 und 49 in Niedersachsen gebärt,
  • die geschlechterspezifische Lebenserwartung einer Person bei der Geburt unter Berücksichtigung der alters- und geschlechterspezifischen Sterblichkeit und
  • der alters- und geschlechterspezifische Wanderungssaldo Niedersachsens, welcher sich aus der Differenz von Zuzügen nach und Fortzügen aus Niedersachsen ergibt und der sowohl Binnen- als auch Außenwanderung umfasst.

Dabei beschreibt die Binnenwanderung das Wanderungsverhalten innerhalb Deutschlands, während die Außenwanderung die Wanderung über die Bundesgrenzen hinweg meint. Diese demografischen Komponenten werden für jedes Jahr der Vorausberechnung auf Basis vorangegangener Referenzjahre berechnet.

Da es sich um eine Modellrechnung handelt, können Strukturbrüche im Voraus nicht einkalkuliert werden. Das bedeutet, dass Jahre in denen unvorhergesehene Auffälligkeiten auftreten, wie beispielsweise die starke Zuwanderung Schutzsuchender aus dem Ausland zwischen 2014 und 2016 durch die Bevölkerungsvorausberechnung nicht vorhergesehen oder abgebildet werden können. In der Regel eigenen sich diese Jahre dann nur bedingt zur Bildung von Referenzzeiträumen.

Bevölkerungsveränderungen vollziehen sich meist nur sehr langsam. Dieser Tatsache wird unter anderem mit dem langen Vorausrechnungszeitraum Rechnung getragen, der etwa 40 Jahre umfasst. Die Berechnungen für die Länderergebnisse werden vom Statistischen Bundesamt und den Statistischen Ämtern der Länder vergleichbar durchgeführt, also unter Zugrundelegung gleicher Annahmen für die mögliche Entwicklung der demografischen Komponenten. Die Ergebnisse dieser koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung für Niedersachsen sind also Landesergebnisse und bieten keine räumlich detaillierten Vorausberechnungen für Landkreise oder Gemeinden. Vorausberechnungsergebnisse auf Landkreisebene sind allerdings in der regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung zu finden. Ergebnisse auf Gemeindeebene bietet die kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung.

Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung – NUTS 3-Ebene

Die regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung wird in Niedersachsen für alle Landkreise und kreisfreien Städte gerechnet, was der regionalen Raumeinheit NUTS 3 entspricht, sowie für Städte mit Bevölkerungszahlen von etwa 30.000 oder mehr. Die Annahmen für die regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung orientieren sich an den Annahmen zu den demografischen Komponenten der Landesergebnisse, die vom Statistischen Bundesamt im Rahmen der koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung zur Verfügung gestellt werden. Darauf aufbauend werden die einzelnen Komponenten, also Geburten, Sterbefälle und Wanderungsbewegungen auf Basis von Raten und Quoten auf kleinräumigere Gebiete verteilt. Darüber hinaus wird die Binnenwanderung innerhalb Niedersachsens berücksichtigt, die bei der koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung keine Rolle spielt. Der Vorausrechnungszeitraum ist auf dieser Ebene kürzer und läuft bei den Regionalergebnissen etwa 20 Jahre in die Zukunft. Die Berechnung wird vom Landesamt für Statistik Niedersachsen durchgeführt, welches die Ergebnisse im Nachgang der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt.

Kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung – LAU-Ebene

Die kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung wird in Niedersachsen jährlich aktualisiert und für alle Gemeinden durchgeführt. Die regionale Tiefe dieser lokalen Verwaltungseinheiten (Gemeinden, gemeindefreie Bezirke, kreisfreie Städte, Einheits- und Samtgemeinden) entspricht der internationalen Raumeinheit LAU. Ausgehend vom Basisjahr erstreckt sich der Vorausberechnungszeitraum der kleinräumigen Vorausberechnung auf zehn Jahre, wobei nur der Fünf- bzw. und Zehnjahreshorizont veröffentlicht wird. Dabei wird angenommen, dass sich die absolute Bevölkerungszahl zukünftig so verändert, wie in den vergangenen fünf Jahren.

Aussagekraft der Modellrechnungen für Niedersachsen

Ziel der Bevölkerungsvorausrechnung ist es nicht, im Nachhinein möglichst genau die tatsächlich eingetroffenen Bevölkerungszahlen prognostiziert zu haben. Die Güte einer Vorausrechnung misst sich nicht an ihrer Vorhersagegenauigkeit, da die modellhaften Annahmen nur mögliche Entwicklungen darstellen und nicht als unveränderliche Tatsachen genommen werden können. Sie ist daher vom Nutzerkreis nicht als selbsterfüllende Prophezeiung zu verstehen. Vielmehr können die sich ergebenden zukünftigen Bevölkerungsveränderungen teilweise aktiv vom Nutzerkreis beeinflusst werden.

Demografische Komponenten, wie die angenommene allgemeine Geburtenrate der Frauen, die Sterberate sowie die Altersstruktur entwickeln sich meist nur sehr langsam. Für das Wanderungsgeschehen gilt dies weniger. Hier lassen sich die langfristigen Auswirkungen kurzfristiger Entwicklungen in einem Modell nur schwerlich abbilden. Um die langfristigen Auswirkungen der angenommenen Veränderungen sichtbar zu machen, die im Sinne einer Trendbetrachtung keinen kurzfristigen Schwankungen unterliegen, wird ein vergleichsweise langer Zeithorizont für eine Bevölkerungsvorausberechnung gewählt. Der Nachteil an langen Prognosehorizonten wiederum ist, dass die Prognoseunsicherheit steigt, je weiter man in die Zukunft blickt.

Wozu dienen die Bevölkerungsvorausberechnungen für Niedersachsen und wer nutzt sie?

Bevölkerungsvorausberechnungen dienen politischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Entscheidungsträgern als Grundlage zur Ableitung möglicher Handlungsbedarfe. Häufig bilden sie die Basis für weiterführende Schätzungen. Dem LSN obliegt dabei die Aufgabe, die Datengrundlage für mögliche Entwicklungen der Bevölkerungsstruktur in Niedersachsen bereitzustellen. Aus der Vorausberechnung können relevante Eckdaten und Kerngrößen für die Bevölkerung abgeleitet werden, so zum Beispiel die voraussichtliche Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner in der Zukunft sowie Aussagen zur Größe der zukünftigen Erwerbsbevölkerung. Außerdem ist es möglich, Rückschlüsse auf (Über-)Alterung einer Gesellschaft, potentielle Bevölkerungsverluste oder temporäre Bevölkerungsschwankungen zu ziehen. Die Bevölkerungsvorausberechnung lässt heute schon eine Analyse der in der Zukunft liegenden möglichen Bevölkerungsstruktur zu, weswegen ihr eine wesentliche Bedeutung zuteilwird. Dies betrifft insbesondere Bereiche, die einen langen Vorlauf voraussetzen, wie beispielweise bei der Planung des zukünftigen Bedarfs an Bildungsangeboten, des Pflegebedarf oder im Wohnungsbau. Gleichzeitig ist hervorzuheben, dass sich in der Zukunft nicht nur die Bevölkerungszahl und -struktur verändern werden, sondern auch die Rahmenbedingungen (z.B. Arbeitsmärkte) in denen Menschen zukünftig leben.

Zu den Hauptnutzerinnen und -nutzern der Politik und Verwaltung auf internationaler Ebene zählen z. B. die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) sowie das Statistische Amt der Europäischen Union (Eurostat). Auf nationaler Ebene werden die Daten z. B. von Landes- und Bundesbehörden, Hochschulen, Forschungsinstituten, Berufsverbänden, Bildungs- und Kultureinrichtungen, privatwirtschaftlichen Unternehmen sowie Informations- und Mediendienstleistern verwendet. Auch Institute für Bauforschung und Städteentwicklung stützen ihre Planungen von Betriebsansiedlungen, Wohnbauflächen oder infrastrukturellen Veränderungen auf zukünftige Bevölkerungszahlen.

Nutzerinnen und Nutzer auf kommunaler Eben sind unter anderem Bedarfsplaner der Stadtverwaltung, die mit der regionalen Infrastruktur, der Kindertagesstätten- und Schulentwicklungsplanung betraut sind. Hier stellen sich die folgenden Fragen: Wird es viele (Klein-) Kinder und Jugendliche geben? Werden vermehrt Kinderbetreuungs- und Schulplätze benötigt? Bleiben zukünftig Ausbildungsplätze und Studienplätze unbesetzt?
Unternehmen und Bildungseinrichtungen können auf solche Informationen im Vorfeld reagieren und Ausbildungsplätze und Lehrangebote schaffen. Auch die Alterung Niedersachsens und in diesem Zusammenhang die steigende Lebenserwartung, ist politisch und gesellschaftlich von großem Interesse. An diesem Beispiel lässt sich der mögliche Bedarf zur Schaffung zusätzlicher Seniorenresidenzen und etwaigen Pflegeeinrichtungen illustrieren.

All diese Beispiele geben einen kleinen Ausschnitt, in welchen Bereichen die zukünftige Bevölkerungsstruktur Planungsentscheidungen zur Folge haben könnte und Planungsvorhaben initiiert.

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